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Jüdisches Leben lebt neu auf

Ausstellung „Deutsch Jüdisch” des Leo Baeck-Instituts in der Felsberger Synagoge.

Das Thema

Das renommierte Leo Baeck-Institut New York zeigt bis zum 27. Oktober in der Felsberger Synagoge die Ausstellung „Deutsch Jüdisch”, die in diesem Jahr nur noch in Bremerhaven, Erfurt und Frankfurt zu sehen ist. Der Wissenschaftliche Leiter des Instituts, Dr. Frank Mecklenburg, spricht am 23. Oktober in der Synagoge.

Felsberg. Was haben Schokoladentassen, ein Frauenportrait, ein Schutzbrief von 1777 und das Protokollbuch eines Wohltätigkeitsvereins gemeinsam? Diese Dinge haben mehr Bezug zur deutsch-jüdischen Geschichte, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Deutlich wurde dies bei der Eröffnung der Ausstellung „Deutsch Jüdisch”, die das renommierte Leo Baeck-Institut New York/Berlin bis Donnerstag, 27. Oktober, in der Felsberger Synagoge zeigt. Die Betrachtung von Objekten des Alltagslebens gewähre Einblicke in das Leben ihrer Besitzer, erläuterte Dr. Miriam Bistrovic, Berliner Repräsentantin des Instituts. Es gebe keinen besseren Ort als die Felsberger Synagoge, diese Ausstellung zu präsentieren.

Sehr ambitioniert, sehr gut nannte sie die Pläne, die Synagoge wieder in ihren alten Zustand zu versetzen: „Das ist ein historischer Meilenstein in der Region.”

Die Ausstellung zeigt vier einzigartige Exponate – siehe Hintergrund. Diese Exponate symbolisieren Momentaufnahmen der vielfältigen Geschichte der Juden in Deutschland. Sie berichten davon, wie sich der Charakter des deutsch-jüdischen Lebens über die Jahrhunderte wandelte: „Während Juden seit über 1000 Jahren untrennbarer Bestandteil der deutschsprachigen Regionen waren, wurde ihr Platz innerhalb der Gesellschaft stets neu verhandelt.” Er wandelte sich vom beschränkten Geschäftsverkehr im 17. Jahrhundert bis hin zur rechtlichen Gleichberechtigung und zur gesellschaftlichen Integration im frühen 20. Jahrhundert.

Mit dieser Ausstellung, so wurde betont, biete das Leo Baeck-Institut New York/Berlin einen neuen Zugang zum Verständnis, wie sehr deutsch-jüdische Geschichte ein Teil deutscher Geschichte ist.

Das Interesse an der Eröffnung war so groß, dass noch Stühle in den Raum getragen werden mussten. „Wir sind wahnsinnig glücklich, diese Ausstellung hier zu haben”, sagte Christopher Willing, Vorsitzender des Vereins zur Rettung der Synagoge und der jüdischen Gemeinde Emet we Shalom.

Jüdisches Leben lebe in der Synagoge neu auf, sagte Bürgermeister Volker Steinmetz über die Ausstellung und weitere Aktivitäten. Man könne stolz auf diese Ausstellung in Felsberg sein. Das sei keine Selbstverständlichkeit. Es sei sehr beachtlich, was der Verein zur Rettung der Synagoge bereits geleistet habe. Eine gute Ergänzung sei das Robert-Weinstein-Haus, das mit Hilfe von Fördergeld renoviert werde.

Die Öffnungszeiten

Zu sehen ist die Ausstellung in der Synagoge an der Ritterstraße bis einschließlich Donnerstag, 27. Oktober. Die Öffnungszeiten: am Wochenende von 11 bis 18 Uhr, dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, montags geschlossen. Dr. Frank Mecklenburg (New York), Wissenschaftliche Leiter und Leitender Archivar des Leo Baeck-Instituts, hält am Sonntag, 23. Oktober, ab 15 Uhr in der Synagoge einen Vortrag zum Thema „Ursprünge der jüdischen Reformbewegung”. Der Eintritt ist frei. (m.s.)

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Vom Schutzbrief bis zu Schokoladentassen

Die Ausstellung „Deutsch Jüdisch” hat vier Schwerpunkte.

Ein Überblick.

* Schutzbrief für Callmann Lazarus aus Friesenheim. Die dauerhafte Ansiedlung in Dörfern und Städten blieb Juden lange verwehrt. Eine Ausnahme bestand für Inhaber eines „Schutzbriefes”, die gegen hohe Geldsummen und zeitlich befristet Vereinbarungen mit den Herrschenden über Aufenthalt, Erwerbstätigkeit, Reisebestimmungen und vieles mehr eingingen. Dies änderte sich im Zuge liberaler Gesetzgebungen. Juden wurden weitere Rechte gewährt und sie erhielten Zugang zum Bürgertum und seinen Institutionen.

* Erstes Protokollbuch der Gesellschaft der Freunde, Berlin 1792. Die Gesellschaft der Freunde war eine bedeutende Institution des modernen Berlins. 1792 als Wohltätigkeitsverein gegründet, stand die Gesellschaft alleinstehenden Männern offen, die sich zur jüdischen Aufklärung bekannten. Religion galt als Privatsache der Vereinsmitglieder, mit der Zeit wandelte sich der Charakter des Vereins. Aus der innerjüdischen Hilfsorganisation wurde eine kulturelle Elite-Plattform, die Künstler, Schriftsteller, Bankiers, Industrielle und Philanthrophen anzog.

* Portrait der Frauenrechtlerin, Schriftstellerin und Sozialarbeiterin Bertha Pappenheim. Die Rolle Bertha Pappenheims war laut Leo Baeck-Institut prägend für die Frauenbewegung. Sie wuchs in Wien auf, zog 1888 nach Frankfurt am Main und beeinflusste maßgeblich die karitativen Aktivitäten der jüdischen Gemeinde. Alarmiert durch Berichte über mittellose Jüdinnen in Osteuropa gründete sie 1904 den Jüdischen Frauenbund, um die zwischen Ostgalizien, Deutschland und Amerika tätigen Frauenhändler zu bekämpfen.

* Schokoladentassen von Albert und Maja Einstein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernahmen Juden zunehmend auch Lebensstil und Wertvorstellungen des christlichen Bürgertums. Als einstmals ausgegrenzte religiöse Minderheit wagten sie den sozialen und ökonomischen Aufstieg zu anerkannten Staatsbürgern. Auch Albert Einstein gehörte einer Generation von Wissenschaftlern und Intellektuellen an, die gleichermaßen deutsch und jüdisch waren. „Viele von Ihnen verließen ihre Heimat, als die Machtübernahme der Nationalsozialisten ihr Werk und Leben bedrohte”, informiert das Leo Baeck-Institut. Und: „Im Exil versuchten sie, ihre Traditionen zu bewahren, während sie ihr Wirken fortan in die Dienste der Zufluchtsländer stellten.” (m.s.)

Rückbau zum Original ist geplant

78 Jahre nach Zerstörung: Erster Gottesdienst in der Felsberger Synagoge

Vor dem Toraschrein: Christopher und Anette Sarai Willing, die den ersten Gottesdienst seit 1938 hielt. Die Gottesdienste finden vorerst in einem Nebenraum der ehemaligen Gaststätte statt, in der einst auch der Spielmannszug übte. Foto: Schaake

Vor dem Toraschrein: Christopher und Anette Sarai Willing, die den ersten Gottesdienst seit 1938 hielt. Die Gottesdienste finden vorerst in einem Nebenraum der ehemaligen Gaststätte statt, in der einst auch der Spielmannszug übte. Foto: Schaake

Felsberg. Es war ein Tag der Freude für die 30 Mitglieder der jüdische liberalen Gemeinde Emet we Shalom – Wahrheit und Frieden – Region Kassel.

Die ehemalige Synagoge an der Ritterstraße in der Felsberger Altstadt ist wieder Gotteshaus. Zur Eröffnung hatten die Gemeinde und der Verein zur Rettung der Synagoge zu einem Freitagabend-Gottesdienst, einem Kabalat Schabat, eingeladen. Nach fast 78 Jahren wurde in dem Gebäude erstmals wieder ein Gottesdienst gefeiert.

Die Nationalsozialisten hatten das Innere des Synagoge am 8. November 1938 zerstört und das Inventar zur Wintersonnenwende auf der Burgwiese verbrannt.

Bis 2013 wurde das Haus als Gaststätte genutzt, einige Räume sind nun renoviert, die Grundsanierung steht aber noch aus. Die Stadt Felsberg hatte das Gebäude im Frühjahr gekauft, der Trägerverein des Synagogue-Center-Felsberg will dort das Judentum erlebbar machen. Das Gebäude soll originalgetreu saniert werden, um Tagungen, Workshops und Seminare aus allen Bereichen des Judentums anbieten zu können.

Der erste öffentliche Gottesdienst nach fast 78 Jahren sei etwas ganz Besonders, sagte Christopher Willing, Vorsitzender des Vereins zur Rettung der Synagoge und der jüdischen liberalen Gemeinde.

Zur Eröffnung erklang das Lied „Wie schön ist es, wenn Geschwister zusammen sind“. Das passe gut zu der bunten Mischung aus Juden und Christen, die zum gemeinsamen Gebet gekommen waren, sagte Annette Sarai Willing.

Sie gestaltete die Zusammenkunft, in dem von Lob, Dank und Frieden die Rede war. Schließlich wurde die Synagoge schon vor dem Krieg zerstört. Nach dem Krieg war sie im Privateigentum.

Die neue Nutzung als Gotteshaus sei mit vielen Unterstützern möglich geworden, sagte Christopher Willing. Es sei ein historischer Tag. Noch vor ein paar Jahren habe dies niemand für möglich gehalten. Willing dankte allen Unterstützern, ohne die man bisher nicht so weit gekommen wäre. Ab jetzt habe man wieder ein Stück mehr Ordnung in Felsberg, „denn der Tempel ist wieder der Tempel und nicht die Pizzeria“. Der Begriff Tempel sei etabliert in Felsberg, sagte Willing. Das frühere Gasthaus zur Burg und danach die Burgschänke wurde von den Felsbergern immer nur „der Tempel“ genannt. Mit der Begegnungs-Synagoge möchten Gemeinde und Verein Verständnis für den Anderen in die Welt bringen. Nur Toleranz könne zur Akzeptanz werden. „Ich bin sehr froh, dass die Synagoge ihrer alten Bestimmung übergeben wurde und die jüdische Gemeinde wieder ihr altes und eigenes Gotteshaus hat“, sagte Stadtverordnetenvorsteher Stefan Umbach.

RTL Hessen Film Beitrag:

Felsberger Initiative baut Synagogue auf

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Einst Pizzeria, bald Synagoge: Gebäude in Felsberg wird wieder Gotteshaus

HNA, 05.08.16, von Manfred Schalke

Fleißige Maler in der ehemaligen Gaststätte zur Burg und Burgschänke: Annette und Christopher Willing gehören zu den Mitgliedern des Vereins zur Rettung der Synagoge, die bisher mehr als 150 Arbeitsstunden geleistet haben. Weitere 50 bis 70 werden noch nötig sein. Fotos: Schaake

Gasthaus wird wieder Gotteshaus: Fleißige Maler in der ehemaligen Gaststätte zur Burg und Burgschänke: Annette und Christopher Willing gehören zu den Mitgliedern des Vereins zur Rettung der Synagoge, die bisher mehr als 150 Arbeitsstunden geleistet haben. Weitere 50 bis 70 werden noch nötig sein. Fotos: Schaake

Im September erste öffentliche Veranstaltung in Felsberger Synagoge

Die am 8. November 1938 von den Nationalsozialisten im Innern zerstörte Felsberger Synagoge wird nach 78 Jahren wieder Gotteshaus. Jahrzehntelang war das Gebäude Gaststätte. Im September findet in der Synagoge die erste Veranstaltung der jüdischen liberalen Gemeinde Emet we Shalom Nordhessen statt.

Felsberg. Sie spachteln, streichen Decken und Wände, entmörteln defekte Fliesenreihen, installieren Lampen. Die Mitglieder des im November 2012 gegründeten Vereins zur Rettung der Felsberger Synagoge sind auch gute Handwerker. Sie richten das Gebäude an der Ritterstraße her, das jahrzehntelang als Gasthaus genutzt worden war, zuletzt bis 2013 als Pizzeria. Dank der Initiative des Vereins wird die ehemalige Synagoge nun endlich wieder Gotteshaus. Am Freitag, 9. September, wird in dem Gebäude erstmals wieder Gottesdienst gefeiert – ein Shabat-Gottesdienst mit Annette Willing ab 18 Uhr mit anschließendem gemütlichem Beisammensein.

Das hat Christopher Willing in einem Gespräch mit der HNA angekündigt. Der Diplom-Ingenieur für Tief- und Wasserbau ist Vorsitzender des Vereins zur Rettung der Synagoge und Vorsitzender der jüdischen liberalen Gemeinde Emet we Shalom – Wahrheit und Frieden – Nordhessen.

Willing kämpft seit Jahren für das Ziel, die ehemalige Synagoge wieder zu dem zu machen, was sie mal war. Die Stadt Felsberg hat das Gebäude nach einem einstimmigen Stadtverordnetenbeschluss gekauft, der Verein hat es auf 66 Jahre gepachtet. Die Synagoge wird nach den Worten Willings wieder Synagoge und ein Dokumentationszentrum für jüdisches Leben. Sie werde auch eine Begegnungsstätte für Juden, Christen und Muslime. Die Evangelische Kirchengemeinde Felsberg und Böddiger ist von Anfang an Mitglied. Zurzeit hat der Verein 45 Mitglieder.

Der Verein will auch das Robert-Weinstein-Haus an der Obergasse sanieren, um es künftig für kulturelle Veranstaltungen nutzen zu können. Geplant ist auch ein Jugendgästehaus und eine Künstlerresidenz. Die Künstler sollen einige Wochen in Felsberg leben und mit interreligiösem bezug arbeiten. Der SPD-Mann und stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Robert Weinstein war am 8. November Opfer des Judenpogroms in Felsberg. Die Nazis hatten ihn auf die Straße getrieben, wo er starb. An diesem Abend zerstörten sie auch das Innere der Synagoge. Das Inventar verbrannten sie zur Wintersonnenwende im Dezember auf der Burgwiese, so ist überliefert. WEITERE BERICHTE

Jüdisches Leben in Nordhessen wird dokumentiert

Der Verein zur Rettung der Synagoge hat das Ziel, das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren und den Original-Zustand wieder herzustellen. Dafür wird der hässliche Putz an der Außenfassade des Sandsteingebäude abgeschlagen, die nach dem Krieg eingezogene Zwischendecke im Gebäude verschwindet wieder. Derzeit ist eine Wohnung im oberen Teil des Hauses noch für zwei Jahre vermietet. Der Verein überlegt nach den Worten Willings, ob man auch die zweite Wohnung noch weiter vermietet oder sie als Künstlerresidenz nutzt. Die Idee: Ein Künstler zieht ein und arbeitet mit der Bevölkerung zusammen. Denkbar sei aber auch, dass ein Literat oder Dramaturg einziehe und zusammen mit Einwohnern ein Stück entwickelt und aufführt zu Gunsten des Projektes.

In dem Gebäude ist später auch ein Dokumentationszentrum für das jüdische Leben in Nordhessen über Jahrhunderte hinweg geplant. Judentum soll erlebbar werden in diesem Gebäude. Dies gelte, so betont Willing, sowohl für die nachwachsenden Generationen als auch für Mitbürger aller Konfessionen aus Deutschland und den Europäischen Nachbarländern. Auch Tagungen und Seminare sind vorgesehen.

Mit der Synagoge, sagt Willing, besitze Felsberg „einen Schatz, der gehoben werden muss. Nirgendwo in Deutschland gebe es so viele erhaltene Synagogen wie in Nordhessen. Die am besten erhaltenen, aus Steinen gebauten Synagogen seien die in Gudensberg. Meißner-Abterode und Felsberg. Felsberg sei die älteste Synagoge in massiver Bauweise. Sie sei ein einmaliges Baudenkmal.

Der ehemalige Gastraum wird zunächst als Gemeinschaftsraum für Konzerte, Lesungen und Buchvorstellungen genutzt. Im ehemaligen Nebenraum, in dem früher der Spielmannszug übte und viele Versammlungen stattfanden, wird künftig Gottesdienst gehalten. (m.s.) HINTERGRUND

Kontakt: Verein zur Rettung der Synagoge, Christopher Willing, Telefon 05662/930749, E-Mail: c.willing@wicotec.de/info@Synagoque-Center-felsberg.com/EmetweSchalom.de/ www.synagogue-Center-Felsberg.de

HINTERGRUND

Erbaut wurde die Felsberger Synagoge von 1842 bis 1864. Im Innern wurde sie am 8. November 1938 zerstört. Nach dem letzten Weltkrieg wollte der Turn- und Sportverein Eintracht 1863 Felsberg das Gebäude kaufen und als Turnraum nutzen. Geturnt wurde auf dem Saal des damaligen Gasthauses Fritz Lichau an der Untergasse. Die Eintracht aber hatte für die Synagoge nicht genug Geld. Das Gebäude gehörte dann einer Brauerei und war bis zum Kauf durch die Stadt im Privateigentum.

Eine Bronzetafel an der Mauer gegenüber erinnert an die jüdischen Mitbürger Felsbergs, „die während des Nationalsozialismus gedemütigt, entrechtet, vertrieben, verschleppt und ermordet wurden”. Die Tafel durfte damals nicht am Gebäude angebracht werden. Felsberg war eine der größten jüdischen Gemeinden in der Region. Der jüdische Friedhof mit Gedenkstein an der Annastraße befindet sich in einem gepflegten Zustand. (m.s.)

Die Kosten

Die Gesamtkosten für das Projekt Synagoge Felsberg werden auf 625 000 Euro geschätzt. „Wir haben bereits 260 000 Euro Fördergeld vom Land Hessen”, freut sich Christopher Willing, der Vorsitzende des Vereins zur Rettung der Synagoge. Auch die Hessische Denkmalpflege habe Geld in Aussicht gestellt. Über 40 000 Euro seien bisher gespendet worden.

Willing ist optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass wir das fehlende Geld in den nächsten drei Jahren einwerben.” (m.s.)

Buchvorstellung

Der in Berlin lebende Historiker Dr. Kurt Schilde wird am 9. November ab 17 Uhr in der Felsberger Synagoge sein neues Buch vorstellen, in dem auch die jüdische Geschichte Felsbergs beleuchtet wird. Der Titel lautet: „Frühe Novemberpogrome 1938 und das erste Opfer Robert Weinstein.” Nach Weinstein ist auch der neu gestaltete Platz am Untertor/Untergasse benannt, im Volksmund Salzmanns Ecke. Für den Gottesdient am 9. September bittet die jüdisch liberale Gemeinde um Anmeldungen. (m.s.)

Fleißige Maler in der ehemaligen Gaststätte zur Burg und Burgschänke: Annette und Christopher Willing gehören zu den Mitgliedern des Vereins zur Rettung der Synagoge, die bisher mehr als 150 Arbeitsstunden geleistet haben. Weitere 50 bis 70 werden noch nötig sein. Fotos: Schaake

Motiv Gebäude von außen

Durch den Putz verschandelt: Die Felsberger Synagoge ist ein Sandsteinbau, und der Putz wird abgeklopft. Das wird nach den Worten des Vereinsvorsitzenden Christopher Willing eines der ersten der größeren Bauvorhaben.

Motiv Fenster:

Bausünden aus der Nachkriegszeit: Ein verändertes Fenster an der Rückseite der Synagoge. Diese Wand ist nicht verputzt.

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Land bezuschusst Projekte in Melsungen und Felsberg

HNA, 02.11.15, von Manfred Schaake

Hessen unterstützt Projekte in Melsungen und Felsberg: Umweltministerin Priska Hinz (Mitte) überreichte Bewilligungsbescheide an die Vertreter des Zweckverbands Mittleres Fuldatal. Im Bild von links Peter Tigges, Melsungens Bürgermeister Markus Boucsein, Klaus Stiegel, Volker Wagner, Felsbergs Bürgermeister Volker Steinmetz, Marion Karmann und Christopher Willing vom Synagogen-Projekt. Im Hintergrund ein Bild der Bartenwetzerbrücke, das im Rathaus hängt. Foto: Feser

Hessen unterstützt Projekte in Melsungen und Felsberg: Umweltministerin Priska Hinz (Mitte) überreichte Bewilligungsbescheide an die Vertreter des Zweckverbands Mittleres Fuldatal. Im Bild von links Peter Tigges, Melsungens Bürgermeister Markus Boucsein, Klaus Stiegel, Volker Wagner, Felsbergs Bürgermeister Volker Steinmetz, Marion Karmann und Christopher Willing vom Synagogen-Projekt. Im Hintergrund ein Bild der Bartenwetzerbrücke, das im Rathaus hängt. © Foto: Feser

Melsungen/Felsberg. Es war ein Blitzbesuch von Umweltministerin Priska Hinz am Freitagabend – doch er lohnte sich. Es gab Geld für zwei Projekte des Zweckverbandes Mittleres Fuldatal. ….

Die Politikerin kam mit der Zusage ins Melsunger Rathaus, dass sich das Land an zwei Projekten des Zweckverbandes Mittleres Fuldatals beteiligt – obwohl das Stadtumbauprogramm nach zehn Jahren bereits abgelaufen ist. Möglich machen dies „zwei herausragende Vorhaben“ in Felsberg und Melsungen: „Es ist bemerkenswert, wie gut die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert“, sagte die Ministerin mit Blick auf die Arbeit des Zweckverbandes. Kontakt: Verein zur Rettung der Synagoge, Christopher Willing, Telefon 05662/930749, E-Mail: c.willing@wicotec.de/info@Synagoque-Center-felsberg.com/EmetweSchalom.de/ www.synagogue-Center-Felsberg.de

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Musik fuhr ins Herz und in die Beine: Benefizkonzert mit „Aufwind“ HNA, von Agnes Dürr 09.11.14

Spielten in der Nikolaikirche: von links Claudia Koch, Hardy Reich, Janek Skirecki, Andreas Rohde, Jan Hermerschmidt. Foto: Dürr

Spielten in der Nikolaikirche: von links Claudia Koch, Hardy Reich, Janek Skirecki, Andreas Rohde, Jan Hermerschmidt. Foto: Dürr

Aufwind für die Synagoge Fünf Benefizveranstaltungen zur Rettung der Synagoge

Im September und November finden in Fürstenhagen, Hofgeismar und Felsberg fünf Benefizveranstaltungen zur Rettung der Synagoge Felsberg statt.

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Sonntag, 14. September, 19, 2015, Uhr Bürgersaal Felsberg: “Happy End”

von Iddo Netanyahu – eine szenische Lesung: “November 1932: auf gepackten Koffern – oder doch nicht?” Der Radiologe, Autor, Dramaturg und Regisseur – ein Bruder des Ministerpräsidenten von Israel – wird nach Angaben des Veranstalters anwesend sein.

New York Times bericht:

New York Time Theatre Review: ‘A Happy End,’ Iddo Netanyahu’s Play Set in 1930s Berlinhttps://www.nytimes.com/2015/03/12/theater/review-a-happy-end-iddo-netanyahus-play-set-in-1930s-berlin.html?_r=0

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Mah Tovu – Wie schön sind Deine Zelte, Jakob – Konzert und Lesung

Sonntag, 7. September ab 17 Uhr in der evangelischen Kirche Fürstenhagen und am Sonntag, 21. September, ab 17 Uhr in der Nikolaikirche Felsberg. Orgel: Christian Lehmann, Mezzosopran: Annette Willing, Lesung: Debbie Tal-Rüstger. Sonntag, 9. November, ab 16.30 Uhr im Museum Hofgeismar, Klavier Martin Forciniti, Lesung Beate Lehmann.

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Verein will Synagoge in der Felsberger Altstadt kaufen: Benefizveranstaltungen geplant

HNA, 15.08.14, von Manfred Schaake

Felsberg. Bis zum Jahresende will der vor zwei Jahren gegründete „Verein zur Rettung der Synagoge Felsberg” das Gebäude in der Felsberger Altstadt kaufen. Das sagte der Initiator und Vorsitzende des Vereins, Christopher Willing, im HNA-Gespräch.

Ein Sandsteinbau unter Putz: Die ehemalige Synagoge in Felsberg. Der Verein zur Rettung der Synagoge will das Gebäude originalgetreu sanieren. Geplant ist die erneute Nutzung durch eine aktive jüdische liberale Gemeinde und als kulturelles Zentrum. Fotos: Schaake

Ein Sandsteinbau unter Putz: Die ehemalige Synagoge in Felsberg. Der Verein zur Rettung der Synagoge will das Gebäude originalgetreu sanieren. Geplant ist die erneute Nutzung durch eine aktive jüdische liberale Gemeinde und als kulturelles Zentrum. Fotos: Schalke

Die ehemalige Synagoge an der Ritterstraße soll wieder Synagoge sowie ein Dokumentations- und Begegnungszentrum werden. Das ist das Ziel des mittlerweile 30 Mitglieder zählenden Vereins. Wie Christopher Willing erklärte, ist Marion Karmann, Geschäftsführerin des Zweckverbandes Mittleres Fuldatal, im ständigen Kontakt mit dem Ministerium, das Fördergeld vergibt. Es gebe positive Signale. Somit sollten 60 bis 70 Prozent der Summe für den Ankauf gesichert sein, sagte Willing. …

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Felsberg. Ein eigens zu diesem Zweck gegründeter Verein will in Felsberg ein Nordhessisches Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur aufbauen. Ein Teil des Projekts: Das leerstehende Hentschker-Haus soll zum Gästehaus für die Besucher des Zentrums umgebaut werden. Dafür werden Helfer gesucht.

Die Fassade muss saniert werden: Bevor im früheren Hentschker-Haus Gäste übernachten können, gibt es noch einiges zu tun. Dafür werden Helfer gesucht. Fotos: Féaux de Lacroix

© Lacroix, Judith

Die Fassade muss saniert werden: Bevor im früheren Hentschker-Haus Gäste übernachten können, gibt es noch einiges zu tun. Dafür werden Helfer gesucht. Fotos: Féaux de Lacroix

Noch braucht man viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass in dem leerstehenden Haus in der Felsberger Obergasse 29 bald Gäste übernachten können. Die Räume stehen voll mit alten Möbeln und Gerümpel, in den Hauswänden klaffen Löcher. Aber Christopher Willing ist zuversichtlich: „Das Ziel ist, das Projekt dieses Jahr zum Laufen zu bekommen.“

Verwunschen: Gitta Hentschker-Kranixfeld im Garten des Hauses, in dem sich ihre Mutter Ulla besonders gern aufhielt.© Lacroix, Judith

Verwunschen: Gitta Hentschker-Kranixfeld im Garten des Hauses, in dem sich ihre Mutter Ulla besonders gern aufhielt.

Bis zu ihrem Tod im vergangenen Jahr hatte Ursula, genannt Ulla Hentschker die obere Etage des Hauses bewohnt, seitdem wird es nicht mehr genutzt. Hentschkers Kinder haben das Gebäude dem Verein geschenkt, damit dieser ein Künstler- und Gästehaus daraus machen kann.

„Die Idee hat uns allen vier Geschwistern gut gefallen“, sagt Gitta Hentschker-Kranixfeld, die selbst Mitglied in dem Verein zur Rettung der Synagoge ist. „Meine Mutter wäre von dem Projekt begeistert gewesen“, ist sich Hentschker-Kranixfeld sicher. Es sei immer ein tiefes Anliegen von Ulla Hentschker gewesen, den Kontakt zur jüdischen Gemeinde zu wahren. Noch zu Lebzeiten habe sie die Idee gehabt, ihr Haus für Veranstaltungen der Gemeinde zur Verfügung zu stellen.

An dem Gebäude gibt es nun aber erst einmal viel zu tun: Die löchrige Fassade muss gegen Kälte und Wind isoliert werden, und die Treppe, die das Erdgeschoss mit der ersten Etage verbindet, muss ausgetauscht werden. Außerdem soll die sperrige Ölheizung durch eine Gasheizung ersetzt werden. Dadurch würde im Erdgeschoss Platz geschaffen: „Dort wollen wir einen Veranstaltungsraum einrichten“, erklärt Christopher Willing. All das kann der Verein nicht allein stemmen: „Wir suchen Helfer auf allen Ebenen“, sagt Willing. Ob jemand Geld spendet oder seine handwerklichen Fähigkeiten einbringt – jede Unterstützung ist willkommen. Der Verein hofft auch auf Unternehmen als Sponsoren: Im Gegenzug könnte zum Beispiel eine Veranstaltungsreihe nach der Firma benannt werden.

  • Pläne für Jüdisches Kulturzentrum: Hentschker-Haus soll Gästehaus werden
  • Pläne für Jüdisches Kulturzentrum: Hentschker-Haus soll Gästehaus werden
  • Pläne für Jüdisches Kulturzentrum: Hentschker-Haus soll Gästehaus werden
  • Pläne für Jüdisches Kulturzentrum: Hentschker-Haus soll Gästehaus werden

Zwischen 20.000 und 30.000 Euro, schätzt Willing, brauche man für die Sanierung des Gebäudes. „Dann hat man noch kein totales Schätzchen, aber man kann anfangen zu arbeiten.“Generell will der Verein sparsam vorgehen – und zum Beispiel die alten Möbel, die noch im Gebäude stehen, zum Teil für die Einrichtung der Gästezimmer nutzen.

Von Judith Féaux de Lacroix

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Felsberger Platz wird nach Pogrom-Opfer benannt

HNA, 08.11.13, von Manfred Schalke

Felsberg. Zuletzt hat er für Streit gesorgt, doch am heutigen Freitag sollen versöhnliche Töne rund um den Platz am Untertor in Felsberg angestimmt werden. Der bislang namenlose Platz wird heute Abend in “Robert-Weinstein-Platz” umbenannt.

Weinsteinplatz© SchaakeWeinsteinplatz

Er erinnert dann an den jüdischen Kaufmann, der beim Felsberger Pogrom am 8. November 1938 ums Leben kam. Die Gedenkfeier beginnt um 19.30 Uhr auf dem Platz.

Mit der Enthüllung des Schildes “Robert-Weinstein-Platz” wird in Felsberg das erste öffentliche Mahnmal für Robert Weinstein geschaffen 75 Jahre nach seinem Tod. Am Abend des 8. November 1938 wurde er von SA, SS und Hitlerjugend aus seinem Haus gehetzt. Der schwerkranke Mann starb draußen auf der Straße an einer Herzattacke. So schilderte es sein Cousin Siegmund Weinstein 1947 gegenüber der US-Militärregierung in Melsungen.

Die Familie Weinstein hatte über Generationen hinweg in der Drei-Burgen-Stadt gelebt. Robert Weinstein selbst wurde am 28. Februar 1883 in Felsberg geboren. 1907 eröffnete er dort ein Textilwarengeschäft. Mit seiner Frau Dina Goldschmidt hatte er drei Söhne und eine Tochter.

Robert Weinstein soll der SPD angehört haben, war Stadtverordneter und stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Darüber hinaus war er Mitglied in vielen Vereinen und engagierte sich für die Gründung einer Privatschule in Felsberg, die 1941 geschlossen wurde. Obwohl Robert Weinstein so in Felsberg verwurzelt war, wurde er in Kassel beerdigt. In der Drei-Burgen-Stadt konnte er nicht beigesetzt werden, zu aufgeheizt war dort die Pogromstimmung, erinnerte sich Siegmund Weinstein: “Die Schuljugend war so aufgehetzt, dass, als die Leiche des zu Tode gehetzten Robert Weinstein nach Kassel befördert wurde, die frechen Kinder mit Steinen den Toten bewarfen, dazu johlten sie ausgelassen.”Lesen Sie auch:Streit über Weinstein-Platz: Stadt will Ideenwettbewerb ausschreiben oder Antisemit in Festschrift – Aufregung in Felsberg

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75 Jahre nach Pogromnacht: Verein plant Begegnungszentrum,

HNA, 09.11.13, von Manfred Schaake

Schwalm-Eder. 75 Jahre nach der Zerstörung vieler Synagogen während der Pogrome am 8./9. November 1938 und dem Beginn der Vertreibung und Vernichtung der europäischen Juden gibt es im Schwalm-Eder-Kreis den Plan, ein Zentrum für Geschichte und Kultur der Juden in Nordhessen entstehen zu lassen.

Das Projekt soll in der ehemaligen Synagoge in Felsberg realisiert werden. Ein eigens dafür gegründeter Verein will das leerstehende Gebäude erwerben, sanieren und nutzen, sowohl für eine aktive jüdische Gemeinde als auch als Kultur- und Begegnungsstätte. „Wir ziehen damit auch Schlüsse aus der Geschichte“, sagt Christopher Willing, der die Rettung und erneute Nutzung der Felsberger Synagoge betreibt.

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Verein für die ganze Stadt

HNA, 03.11.13, von Manfred Schalke

Felsberg. Die neue Bürgerinitiative für Felsberg will sich nicht nur für die Entwicklung der Altstadt, sondern für die Gesamtstadt Felsberg einsetzen. Das stellte der Vorsitzende der Initiative am Donnerstagabend klar. Die Initiative stellte sich an diesem Abend erstmals öffentlich vor.

Sie ziehen an einem Strang für Felsberg: von links Friedward Vogel, Dr. Hartmut Quehl und Christopher Willing. Foto: SchaakeSie ziehen an einem Strang für Felsberg: von links Friedward Vogel, Dr. Hartmut Quehl und Christopher Willing. Foto: Schaake

„Wir sehen die Stadt mit allen Stadtteilen als Ganzes und beschränken uns nicht nur auf die Altstadt und die Ortsumgehung”, erklärte der Vorsitzende. Er kündigte an, dass man sich über das Projekt „Felsberg erwandern” über alle Stadtteile informieren werde. Der neue Verein verstehe Stadtentwicklung als eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe, „um den vielfältigen Problemen der Dörfer und Ortskerne entgegenzutreten”. Eine zukunftsfähige Stadtentwicklung könne nur unter Berücksichtigung aller Stadtteile gelingen.

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Judentum zum Kennenlernen

HNA, 30.01.13, von Féaux de Lacroix

Jüdische Liberale Gemeinde lädt zu Gottesdiensten ein

Am Betpult: Christopher Willing mit einer der reichgeschmückten Torarollen. Foto: Féaux de Lacroix

Am Betpult: Christopher Willing mit einer der reichgeschmückten Torarollen. Foto: Féaux de Lacroix

Felsberg. Der Treffpunkt ist gut versteckt: Der Raum, in dem die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Emet we Schalom zusammenkommen, liegt in einem ganz normalen Wohnhaus in Felsberg. Nichts deutet darauf hin, dass hier jüdische Gottesdienste gefeiert werden.

Die nordhessische Gemeinde hält ihren Treffpunkt bewusst geheim – aus Angst vor Anschlägen. „Synagogen haben normalerweise Polizeischutz“, sagt Vorstandsmitglied Christopher Willing. Die Mitglieder von Emet we Schalom haben sich für einen anderen Weg entschieden: Nur Eingeweihte wissen, wo sie ihre Gottesdienste feiern. …

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Wer war Robert Weinstein ?

Das Opfer: Der jüdische Geschäftsinhaber Robert Weinstein wurde am Abend des 8. November 1938 von den Nazis in Felsberg in den Tod getrieben. Er ist damit eines der ersten Opfer der Nazi-Pogrome zur sogenannten „Reichskristallnacht“. Foto: Repro / kk

Auszug aus dem Artikel:

Wer war Robert Weinstein?

……. Nach den „Biografischen Skizzen“ des Historikers Kurt Schilde wurde Robert Weinstein 1883 in Felsberg geboren, besuchte hier die Schule und absolvierte eine Lehre. 1907 machte er sich in seiner Heimatstadt mit einem Textilwarengeschäft selbstständig. Im Jahr darauf heiratete er. Aus der Ehe gingen drei Söhne und eine Tochter hervor.

Robert Weinstein war vor 1933 vielfältig in der Felsberger Gesellschaft verankert. Als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands war er ab 1919 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und von 1921 bis 1924 sogar stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher.

Neben seiner Parteitätigkeit gehörte er dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten aus dem Ersten Weltkrieg an. Zu seinen kommunalen Aktivitäten gehörten aber auch die erfolgreichen Bestrebungen zur Errichtung einer höheren Schule in Felsberg.

Im Sommer 1933, kurz nach der Machtübernahme der Nazionalsozialisten, wurde Weinstein von der SA abgeholt und „wie ein wildes Tier gehetzt“. Danach litt der damals 50-Jährige an Herzbeschwerden.

Am 8. November 1938, dem Vortag der eigentlichen Reichspogromnacht, wurden Weinstein und seine Frau am Abend von einem Trupp Nazis, zu dem auch der HJ-Führer Max Wolfram gehörte, gewaltsam aus seinem Haus geholt und mit Tritten und Schlägen durch die Straße gejagt. Dabei brach er zusammen und verstarb, vermutlich an akutem Herzversagen.
Beerdigt wurde Robert Weinstein anschließend auf dem jüdischen Friedhof in Kassel-Bettenhausen.

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Jüdisches Leben in der Synagoge

HNA, 13.11.12, von Manfred Schaake

Verein in Felsberg will Gebäude erwerben – Dokumentationszentrum mit Museum geplant

Die Synagoge früher und heute: Das Bild oben war im Stadtarchiv bei einer Schau über das Leben in Felsberg und den Stadtteilen bis 1939 zu sehen und zeigt die noch unverputzte Synagoge, das Bild unten zeigt den Sandsteinbau unter Putz. Fotos: Müller-Neumann/SchaakeDie Synagoge früher und heute: Das Bild oben war im Stadtarchiv bei einer Schau über das Leben in Felsberg und den Stadtteilen bis 1939 zu sehen und zeigt die noch unverputzte Synagoge, das Bild unten zeigt den Sandsteinbau unter Putz. Fotos: Müller-Neumann/Schaake

Felsberg. Die ehemalige Synagoge an der Ritterstraße in Felsberg soll wieder Synagoge und ein Dokumentationszentrum werden. Das ist das Ziel eines bereits 20 Mitglieder zählenden Vereins, der am Sonntag im Mehrgenerationenhaus Felsberg gegründet worden ist.Rettung der Synagoge Felsberg – das ist laut Satzung der Name des Vereins. Initiator ist Christopher Willing aus Gensungen. Der Diplom-Ingenieur für Tief- und Wasserbau ist Vorstandsmitglied der jüdischen liberalen Gemeinde Emet we Shalom – Wahrheit und Frieden – Nordhessen.

Der Verein hat den Zweck, so heißt es in der Satzung, „das Gebäude und Grundstück der ehemaligen Synagoge Felsberg zu erwerben, denkmalgerecht zu sanieren und ihren Original-Zustand wieder herzustellen“. Im Eingangsbereich soll ein Museum entstehen, das das jüdische Leben in Nordhessen über die Jahrhunderte dokumentiert.

„Unser Ziel ist, den Ankauf in den nächsten zwei Jahren zu realisieren”, sagt Willing. Seit vielen Jahren wird die Synagoge gastronomisch genutzt. Für die Wiederbelebung möchte der Verein Fördergeld und Spenden einwerben. In der Satzung hat der Verein diese Ziele formuliert: •  Förderung des interreligiösen Kennenlernens und der Toleranz durch Veranstaltungen, besonders für die Jugend. •  Verbreitung von Wissen über die jüdische Religion und die jüdischen Traditionen. •  Aufrechterhaltung und Förderung des gegenseitigen Interesses und des Dialogs zwischen Juden und Nichtjuden sowie aller Religionen. •  Veranstaltung von kulturellen Seminaren.

VORTRÄGE UND LERNKREISE

Geplant sind öffentliche Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen und Lernkreise, die sich mit dem interreligiösen Dialog und dem Judentum befassen. Die Mitglieder haben laut Satzung die Möglichkeit, an jüdischen Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen in der Synagoge teilzunehmen. An jüdischen Feiertagen kann die Synagoge von der örtlichen jüdischen Gemeinde genutzt werden und so eine Brücke zwischen früher und heute schlagen, wie Willing formulierte. „Der Verein ist selbstlos tätig“, heißt es in der Satzung, „er verfolgt keine eigenwirtschaftlichen Zwecke“.

Erster Vereinsvorsitzender ist Christopher Willing, sein Stellvertreter Thomas Bruinier, Kassenwart Burckhard Tosberg. Fünf Beisitzer sollen noch berufen werden. Kassenprüfer sind Gitta Hentschker-Kranixfeld und Uwe Lengen.

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Synagoge wieder beleben

HNA, 08.08.11, von Manfred Schaake

Jüdische Liberale Gemeinde plant Begegnungsstätte und Museum in Felsberg

Felsberg. Die jüdische liberale Gemeinde Emet we Shalom – Wahrheit und Frieden – möchte die ehemalige Synagoge in Felsberg als Synagoge und Museum nutzen. Das wurde während eines feierlichen Gottesdienstes bekannt, in der zwei Torah-Rollen übergeben wurden. Wie berichtet, befindet sich die neue Synagoge in einem Privathaus.

Zwei zusätzliche Torah-Rollen: Uwe Lengen (von links) und Gyu Kiewe tragen die Rollen. Eine ist eine Leihgabe des Fritzlarer Doms, die andere eine Geschenk aus Ohio. Vorne: Deborah Tal-Rüttger. Foto:  SchaakeZwei zusätzliche Torah-Rollen: Uwe Lengen (von links) und Gyu Kiewe tragen die Rollen. Eine ist eine Leihgabe des Fritzlarer Doms, die andere eine Geschenk aus Ohio. Vorne: Deborah Tal-Rüttger. Foto:  Schaake

„Wir freuen uns nach jahrelanger Arbeit, heute gleich zwei Torah-Rollen in unsere Gemeinde einheben zu können“, sagte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, C. Willing. Diese Gemeindearbeit habe man nur durchgehalten, „weil wir diese Visionen hatten“. Die nächste Vision sei, „die ehemalige Synagoge in Felsberg zu einem Gemeindezentrum – Begegnungsstätte – und einem interaktiven Museum umzubauen.“ Um das Ziel zu verwirklichen, solle ein Verein gegründet werden. Interaktiv heiße, dass man für ein Museum wenig Platz habe und auch mit Beamern arbeiten wolle.

HOFFEN AUF SPENDEN

Es gebe einen großen Rückhalt in der Felsberger Bevölkerung, sagten Willing und Vorstandsmitlied Deborah Tal-Rüttger zum Thema Synagoge gegenüber der HNA. Um das Ziel zu verwirklichen, muss die Gemeinde, die ihren Sitz von Gudensberg nach Felsberg verlegt hat, das Gebäude kaufen. Der Vorstand will mit allen Felsberger Parteien sprechen. Und alle Parteien sollen im Vorstand des Vereins vertreten sein. Das Einwerben von Fördergeld und Spenden werde vorbereitet.

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Zwei Torah-Rollen für neue Synagoge der Gemeinde Emet we Shalom

HNA, 08.08.11, von Manfred Schaake

Felsberg. Die neue Synagoge der Liberalen jüdischen Gemeinde Emet we Shalom, Wahrheit und Frieden, ist klein. Dennoch ist sie der zentrale Ort für die nordhessenweit 20 Mitglieder. Am Sonntag werden zwei Torah-Rollen feierlich in die Synagoge eingeführt.

© HNA/Müller-NeumannVor dem Torah-Schrein: Rabinnerin Irit Shillor aus England (links) und die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Emet we Shalom, Deborah Tal-Rüttger.

Eine Rolle ist ein Geschenk aus Dayton (Ohio, USA) von der Dachorganisation der progressiven jüdischen Gemeinden. Dafür stand die hiesige Gemeinde zehn Jahre auf der Warteliste.

Die zweite Rolle ist eine Dauerleihgabe des Fritzlarer Doms. Von ihr zu erfahren, war eher Zufall. Deborah Tal Rüttger vom hiesigen Vorstand gibt beider Vokshochschule unter anderem Hebräisch-Kurse. Eine ihrer Schülerinnen hatte von der Torah-Rolle erfahren. Sie sprachen mit Herrn Conrad von den Prämonstratensern. „Es dauerte lange, bis eine Entscheidung gefallen war“, berichtet Tal-Rüstger. …